Wer mit dem Fahrzeug irgendwo hin fährt, der möchte am Ziel parken. Das gilt für Kraftfahrzeuge genauso wie für Fahrräder. Aber während sich bei Autoparkplätzen im Laufe der Jahre ein Standard etabliert hat, gibt es bei Abstellmöglichkeiten für Räder an vielen Stellen noch veraltete Fahrradständer.
Bei einem Rundgang durch Jever findet sich ein buntes durcheinander von guten und schlechten Fahrradparkplätzen. Während auf dem Kirchplatz und vor dem Graftenhaus ein paar Fahrradbügel vorhanden sind, stehen auf dem Alten Markt und in der Großen Wasserpfortstraße zwei große „Felgenbrecher“-Fahrradständeranlagen mit jeweils mehr als 20 Stellplätzen. Genutzt werden sie ungern (siehe Foto oben).
Dabei ist die Schaffung von ordentlichen Radabstellanlagen direkte Wirtschaftsförderung. Wegen des geringen Platzbedarfs können sie dezentral an vielen Stellen aufgestellt werden und auch an Orten, an denen Autoparkplätze gar nicht möglich sind. Der Einzelhandel bekommt so Kundenparkplätze direkt in Eingangsnähe. Viele jeversche Geschäfte haben das erkannt und haben ihre eigenen mobilen Fahrradständer vor dem Laden stehen, wenn auch leider meist in der „Felgenbrecher“-Variante.
Bei den großen Supermärkten vor Ort ist die Situation schon recht gut, aber noch nirgendwo perfekt. Edeka und Lidl haben zwar viele überdachte Parkplätze, aber leider nur „Felgenbrecher“. Bei Famila gibt es viele Fahrradbügel, aber leider nicht überdacht. Aldi hat zwar überdachte Fahrradbügel, aber nur wenige.
Übrigens: Wer glaubt, dass Radfahrende wegen des fehlenden Kofferraums die schlechteren Kunden seien, der irrt. Viele Studien haben das Gegenteil gezeigt. Radfahrende Kunden kaufen beim einzelnen Besuch zwar weniger, kommen aber dafür öfter und lassen so im Endeffekt mehr Geld im Laden. Das verstärkt sich noch durch eine allgemein radfreundliche Gestaltung der Stadt: Die Aufenthaltsqualität wird gesteigert, die Verweildauer steigt und somit auch die Umsätze der Geschäfte vor Ort. Viele und gute Abstellmöglichkeiten sind dabei ein wichtiger und vor allem schnell und planerisch unkompliziert zu realisierender Fahrradstadt-Baustein – mit den aktuellen Fördermöglichkeiten sogar noch sehr günstig umzusetzen.
Was ist ein guter Fahrradständer?
Schlecht: Fahrradständer, in die nur das Vorderrad gestellt wird, werden auch „Felgenbrecher“ genannt. Bei diesen Ständern besteht die Gefahr eines Felgenschadens. Außerdem können Räder an ihnen nur schlecht gegen Diebstahl gesichert werden. Sie werden deshalb häufig gemieden und sollten auch nicht genutzt werden, wenn das Rad nicht geklaut werden oder zumindest unbeschädigt bleiben soll.
Gut: Fahrradbügel sind einfache Gestelle, an denen der Rahmen des Fahrrads angeschlossen werden kann, so wie es die meisten Versicherungen vorschreiben. Das Rad steht entweder auf dem eigenen Ständer oder ist an den Bügel angelehnt. Richtig gute Fahrradparkplätze sind zusätzlich noch überdacht.
Dieser Artikel ist am 09.02.2021 im Jeverschen Wochenblatt erschienen: Link zum Artikel auf Lokal26
Über den Autor
von Oliver de Neidels
Mein Name ist Oliver de Neidels, ich bin 1979 geboren und wohne seitdem in der friesischen Kleinstadt Jever. Ich bin selbständig und habe ein kleines Unternehmen, das Webseiten wie diese hier baut.
Außerdem engagiere ich mich in der Lokalpolitik und bin Mitglied des Jeverschen Stadtrats. Meine Lieblingsthemen sind die Verkehrswende im kleinstädtischen Maßstab und der Umbau zur „Stadt von Morgen“.