Radweg Jever-Schortens: Breitenskizze aus der Machbarkeitsstudie
Bild: Ingenieurbüro IST

Ein breiter Radweg Richtung Moorwarfen

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Zwischen Jever und Sande soll der Radweg ausgebaut werden. Für die Planung stehen im Jahr 2023 50.000 Euro bereit. So könnte der Weg aussehen.

Die alte B210 ist zwar keine Bundesstraße mehr, aber ihren Status als Hauptstraße hat sie trotzdem nicht verloren. In Jever ist sie zur Stadtstraße geworden. Innerorts hat kurz nach der Eröffnung der Umgehungsstraße schon ein (eher schlechter) Umbau stattgefunden. Außerorts ist der Straßenraum noch nach anderen Maßstäben verteilt: Eine viel zu breite Fahrbahn auf der einen Seite und ein schmaler kombinierter Geh-/ und Radweg.

Einfacher Ansatz: Neuverteilung des Straßenbreite

Ein Kernproblem der Verkehrswende – der begrenzte Platz – spielt hier keine Rolle. Die vorhandene Straßenbreite lässt sich umverteilen, ohne dass jemand hinterher schlechter gestellt ist als beim Status quo. Die überbreite Fahrbahn wird auf 6,5 bis 7 m Breite verschmälert. Der Geh- und Radweg bekommt Platz dazu und wird mindestens 3 m breit. Das in Kürze vorgestellte Radverkehrskonzept des Landkreises Friesland spricht sogar von 3,5 m Breite für die Hauptrouten.

3,5 m hören sich nur breit an, wenn man die vorhandenen Radwege als Referenz nimmt. Diese sind aber allesamt zu schmal und taugen nicht als Vergleichsobjekt. Selbst kürzlich neu gebaute Radwege sind fast immer zu schmal nach heutigen Standards uns werden deshalb meist als Gehwege ausgeschildert. Da ist es besonders lobenswert, dass hier endlich die ERA (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen, Regelwerk für die Gestaltung von Radwegen) als Planungsgrundlage genommen werden. Für die gedachte Funktion als Hauptverkehrsverbindung im Pendlernetz sind 3,5 m also normal. Wenn bestimmte Anforderungen erreicht werden, spricht man auch von einer Radvorrangroute. Diese Vorraussetzungen sind hier aber wohl nicht zu erreichen. Die qualitative Verbesserung wird aber trotzdem enorm sein und als Musterlösung für den weiten Umkreis dienen können. (Wohlgemerkt: Der Standard ist aber trotzdem noch nicht erreicht.)

Infobox Radwegbreiten

Verschiedene Wege für verschiedene Zwecke

Bisher waren 2,5 m Breite für gemeinsame Geh- und Radwege außerorts der Normalfall. Mittlerweile gibt es aber neue Standards mit höheren Anforderungen: Radvorrangrouten und Radschnellwege. Die angegebenen Breiten variieren je nach Führungsform (innerorts/außerorts, Ein-/Zweirichtungsradweg, mit/ohne Fußverkehr, etc.).

Radschnellwege sind Fahrradschnellstraßen für hohe Radverkehrsmengen. Der Gehweg muss vom Radweg getrennt sein. Die Breite für den Radverkehr ist mindestens 4 m. Der Radschnellweg soll zu anderen Wegen und Straßen (auch mit Kfz-Verkehr) möglichst Vorfahrt und eine grüne Welle an Ampeln bekommen.

Radvorrangrouten sind breitere Radwege und haben nicht ganz so hohe Anforderungen. Ein gemeinsamer Geh-/Radweg im Zweirichtungsverkehr außerorts muss z.B. mindestens 3,5 m breit sein. Eine gemeinsame Führung mit dem Fußverkehr ist nur in Ausnahmefällen zulässig.

Wie ist der Ablauf und was kann noch besser werden?

Aktuell wurde eine Machbarkeitsstudie für den Teil zwischen der Tankstelle beim Famila-Markt und der Stadtgrenze zu Schortens vorgestellt. Das Ergebnis muss noch nachjustiert werden, aber zeigt, dass die Planung auch so umsetzbar ist. In der Studie beginnt der Radweg leider nicht am direkten Anschluss zum innerstädtischen Netz, sondern eben erst hinter der Tankstelle. Damit umgeht man die schwierige Planung im Bereich der Ampelkreuzungen, aber gerade dort sind vielfältige Verbesserungen möglich. Die Ampel könnte mit Sensoren ausgestattet werden und Radfahrende bereits bei der Anfahrt erkennen und eine Grünphase anfordern. Mit einem Regensensor könnte man dies bei schlechtem Wetter sogar noch beschleunigen. Alles keine Träumereien, sondern andernorts schon im Einsatz.

Die nächsten Schritte wären eine Ausschreibung der Planung entweder der gesamten Strecke zwischen Jever und Sande oder zumindest nur den jeverschen Teil. Weil der Landkreis Friesland diese Strecke im Vorrangnetz des Radverkehrskonzeptes hat, könnte dieser auch mit im Boot sein.

Was kostet das und wer bezahlt das?

Die Gesamtkosten für den jeverschen Streckenanteil belaufen sich nach erster grober Schätzung auf 1,27 Millionen Euro, die sich grob zur Hälfte auf den Radweg- und den Fahrbahnteil verteilen. Für Fahrradprojekte gibt es üblicherweise immer großzügige Förderungen von 75-90% der Summe aus verschiedenen Fördertöpfen. Welcher Topf für dieses Projekt in Frage kommt ist noch zu klären.

Fazit und Ausblick

Die Planung für den Weg zeigt, wohin die Reise in Zukunft unweigerlich gehen wird: Radwege werden breiter und komfortabler, andere werden den Platz abgeben müssen. Das wird an allen Hauptrouten in die Außenbereiche und auch innerorts so sein. Dabei wird innerorts zwar nicht ganz die Breite wie hier erreicht, aber die Qualität und die Verkehrsführung wird deutlich besser werden. Hier ist die Umsetzung besonders einfach, weil niemand wirklich schlechter gestellt wird. Wichtig ist, dass dieser Radweg hier nicht als Fremdkörper vor den Toren der Stadt endet, sondern in die Stadt hinein fortgeführt wird und mit dem innerstädtischen Straßennetz verbunden wird. Und wenn der Weg dann bis Sande so weitergebaut wird, gibt es viele positive Effekte über die Stadtgrenzen hinaus. Und dann ist es egal, dass es keine Radvorrangroute wird, sondern nur ein breiter Radweg.

Quellen und weiterführende Links

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Über den Autor

von Oliver de Neidels

Mein Name ist Oliver de Neidels, ich bin 1979 geboren und wohne seitdem in der friesischen Kleinstadt Jever. Ich bin selbständig und habe ein kleines Unternehmen, das Webseiten wie diese hier baut.

Außerdem engagiere ich mich in der Lokalpolitik und bin Mitglied des Jeverschen Stadtrats. Meine Lieblingsthemen sind die Verkehrswende im kleinstädtischen Maßstab und der Umbau zur „Stadt von Morgen“.